Sorgen um den Nachwuchs Das
passiert den besten Köpfen – die Geheimratsecken werden
größer
und der Scheitel lichter. Gibt es einen Weg, dem Schicksal
die kahle
Stirn zu bieten? Wie es zu Haarausfall kommen und was
man
dagegen tun kann.
Bei Haarausfall unterscheidet man grundsätzlich zwischen:
Effluvium (aus dem lat. Ausfall): Dies bezeichnet den Vorgang des
über die Norm gesteigerten Haarausfalls. Gesteigerter
Haarausfall führt nicht
notwendigerweise zu einer Alopezie.
Alopezie/Alopecia:
Dies bezeichnet ganz allgemein eine sichtbare Lichtung des Kopfhaars, d. h.
ein Zustand mit abnorm „schütterem“
Haupthaar (Hypotrichose) oder mit haarlosen
Hautbezirken (Alopezie im engeren Sinne).
Dem Menschen
fallen durchschnittlich zwischen 70 und 100 Haare pro Tag aus; der Begriff
Haarausfall ist hier etwas irreführend, denn die ausgefallenen Haare werden
normalerweise permanent ersetzt.
Ursache für den
häufig als erblich bedingt bezeichneten
Haarausfall (alopecia androgenetica oder androgenetische Alopezie, durch
Androgene hervorgerufener Haarausfall) ist eine Überempfindlichkeit der
Haarfollikel gegen das Steroidhormon Dihydrotestosteron (DHT). Hierdurch
hervorgerufener Haarausfall ist genetisch bedingt.
Wenn in der
Kopfhaut viel DHT vorhanden ist und eine ererbte Überempfindlichkeit dafür
besteht, wird die Wachstumsphase (Anagenphase) des Haares verkürzt. Ein
glatzköpfiger Mann hat dementsprechend nicht weniger Haarfollikel als ein Mann
mit vollem Haarwuchs, lediglich die Wachstumsphase des Haares ist derart
verkürzt, dass es – vergleichbar z. B. mit den Härchen auf der Stirn –
kaum noch sichtbar hervortritt. Die Haarfollikel verkümmern also nach und nach,
was auf die Überempfindlichkeit auf das DHT zurückzuführen ist.
Unempfindlich
gegen DHT ist das Kopfhaar im Hinterkopf- und Nackenbereich; dieses fällt
deshalb auch bei einer Transplantation auf den Oberkopf nicht aus.
DHT entsteht
aus der Umwandlung des Hormons Testosteron mittels des Enzyms 5α-Reduktase. DHT
ist sehr wichtig für die Entwicklung des männlichen Embryos/Fötus und später in
der Pubertät für die Entwicklung vom Jungen zum Mann. Welche Funktionen und
Wichtigkeit das DHT nach der abgeschlossenen Pubertät hat, ist noch nicht
völlig geklärt. Es scheint bei erblicher Veranlagung jedoch ein Zusammenhang
zwischen DHT und Herz-/Kreislauf- und Prostataerkrankungen zu bestehen.
Norwood Hamilton-Scale: Der stufenweise Verlauf des Haarausfalls beim Mann
Ludwig Scale: Der stufenweise Verlauf des Haarausfalls bei der Frau.
Man spricht im Zusammenhang mit androgenetischem
Haarausfall bei männlichen Jugendlichen, bei denen dieser familiär gehäuft
auftritt und meistens am Vorderkopf und an den Schläfen beginnt („Geheimratsecken“,
„Stirnglatze“), auch von Alopecia praematura oder simplex. Daher setzen viele Medikamente (z. B. Propecia, Pantostin,
Ell-Cranell alpha) darauf, die Wirkung des DHT zu vermindern oder dessen
Entstehung aus Testosteron zu hemmen
Vom diffusen
Haarausfall (diffuse Alopezie, telogenes Effluvium) spricht man, wenn die Haare
vom gesamten Kopf abfallen. Dieser Haarausfall tritt mehr bei Frauen als bei
Männern auf. Ursachen können Hormonschwankungen, Schilddrüsenerkrankungen,
Eisenmangel, Stress, Infektionen oder eine Fettunterversorgung sein. Einige
Medikamente (so z. B. der Wirkstoff Methylphenidat, der in der Behandlung
von ADHS und Narkolepsie eingesetzt wird) können ebenfalls zu Haarausfall
führen. Auch Infektionen (A. symptomatica) können zu einem zeitlich begrenzten
Haarverlust führen. Dazu gehören u. a.: Impetigo contagiosa, Karbunkel,
Wundrose oder Gürtelrose. Eine einheitliche Diagnosemethode gibt es hier nicht,
weil viele Faktoren mit hineinspielen.
Neben diesen typischen
Alopecie-Formen gibt es noch folgende:
1.
actinica: strahlenbedingte
Alopecia.
2.
mechanis (Alopecia traumatica):
Haarausfall aufgrund von Druck, Zug oder Reibung; z. B.: durch
Haarausreißen, Tragen von schweren Lasten auf dem Kopf oder langes Aufliegen
des Kopfes bei Bettlägerigen oder Säuglingen. Hier gibt es auch mehrere
Unterformen wie die A. liminaris, A. marginalis frontalis traumatica,
Kissen-A., Säuglingsglatze (= A. neonatorum),
3.
seborrhoica: Haarausfall mit
begleitender Überproduktion von Talg (siehe Seborrhö),
4. muciosa: Haarausfall infolge Muzinose,
5.
parvimaculata: Haarausfall infolge einer
Infektion,
6. senilis: normaler Haarausfall im
Alter,
7.
specifia / A.
syphilitica: Haarausfall im Zuge des
2. Syphilis-Stadiums (siehe Syphilis), 8.
triangularis congenitalis Sabouraud : angeborene Haarlosigkeit in einem dreieckigen
Bereich an den Schläfen, dessen Ursache ein Mangel an Haarfollikeln in diesem
Hautbezirk ist, 9.
congenita: angeborene Haarlosigkeit
am gesamten Körper.
Durch die Gabe
bestimmter Chemotherapeutika wird die Produktion eines Haares in der Haarwurzel
kurzfristig gestört. Im Anschluss wächst das Haar normal weiter aus der
Haarwurzel heraus. Kommt nun aber die fehlerhafte Stelle an die Hautoberfläche,
was je nach Wachstumsgeschwindigkeit etwa 2–3 Wochen dauert, bricht es ab. Es
„fallen“ büschelweise die Haare „aus“, wobei es eigentlich nur zu einem
massiven Abbrechen kommt. Die Haare wachsen fast immer nach, da es eigentlich
nie zu einer massiven Schädigung aller Haarwurzeln kommt.
Durch lokale
gezielte Kälteeinwirkung (Hypothermie) wird die
Durchblutung im Haarwurzelbereich nahezu unterbunden. Das Chemotherapeutikum
kann dann seine schädigende Wirkung an den Haarwurzeln nicht entfalten. Dem
Verlust der Haare wird so entgegenzuwirken versucht. Die Hypothermie ist aber
nur unter bestimmten Bedingungen (Intensität/Dauer der Behandlung) und bei
bestimmten Zytostatika wirkungsvoll.
Die Radiotherapie (Bestrahlung)
kann lokal (nur im bestrahlten Feld) zu einem Haarverlust führen. Bei
intensiver Bestrahlung kann es zu einer Zerstörung der Haarwurzeln kommen, so
dass der Haarverlust irreversibel ist.
Neben den bereits erwähnten Ursachen für Haarausfall kann folgende Dinge
auch zu Haarausfall führen:
Hungerkuren,
Stoffwechselerkrankungen (wie Diabetes
Mellitus), Morbus
Crohn (einer Entzündung der Darmwand), Bulimie (einem
krankhaften übermäßigen Essbedürfnis mit anschließendem selbstherbeigeführten
Erbrechen bzw. Abführmittelmissbrauch), bei Anorexie
(Magersucht), bei Hypothyreose (einer
Unterfunktion der Schilddrüse),
nSchilddrüsen-Überfunktion, Anämie (einer
Verminderung bzw. Missbildung roter Blutkörperchen bzw. deren erniedrigtem Hämoglobingehalt). Grippe, Erysipel (der Wundrose,
einer meistens durch Streptokokken
hervorgerufenen Hautinfektion), Infektionskrankheiten
wie Typhus und Scharlach Depressionen
kann zu Haarausfall führen. Geschlechtskrankheiten
wie Syphilis und
Pilzerkrankungen können zu Haarausfall führen. Allergien,
Gefäßspasmen, Herdgeschehen, Unterfunktion der Hirnanhangdrüse Fehlfunktion des
Sympathikusnervs sowie psychische Traumen. Das giftige
Metall Thallium erzeugt
bereits in Mengen unter einem Gramm Haarausfall.
Androgenetischer Haarausfall ist ein Problem für 70 % der
Männer und für 25 % der Frauen. Neueste Forschungsergebnisse zeigen, dass der
Weg zur Glatze nicht alleine durch die hohe Empfindlichkeit der
Haarfollikel auf das Sexualhormon DHT (DiHydroTestosteron) ausgelöst wird.
Ursachen für Haarverlusst
Die Hauptursache für diese Form des Haarausfalls liegt in
Verspannungen der Kopfhautmuskulatur.
Das sind sehr dünne Muskelbänder, die ringsum unter der
Kopfhaut verlaufen. Sie werden bei starkem Stress, unter dauernder Anspannung
und bei hoher Konzentration praktisch immer stark angespannt. Die Kopfhaut wird
dadurch fast permanent straff über den Schädel gespannt.
Verspannung der Kopfhaut
Rundum unter der Kopfhaut verlaufen
flache Muskelbänder. Unter Streß und Anspannung werden diese Muskeln praktisch
immer heftig verspannt. Sie ziehen die Kopfhaut eng über den Schädel. Die
feinen Blutgefäßt werden unter der Kopfhaut zusammengepreßt.
Die feinen Blutgefäße, die die Haarfollikel versorgen, werden dadurch
ständig zusammengepresst.
Diese hauchdünnen Arterien und Arteriolen verlaufen direkt unter der Kopfhaut. Der Blutfluss durch sie reduziert sich extrem (um 60 %!). Die Sauerstoff- versorgung der Haarfollikel wird zu
gering.
Spannungszustand
Die Muskelbänder, die ringsum unter der Kopfhaut
verlaufen, spannen die Kopfhaut wie ein Gummituch über den Schädel.
Die hauchdünnen Blutgefäße werden darunter zusammengequetscht und können nur
noch einen Bruchteil des nötigen Blutes und Sauerstoffs transportieren.